And the winners are...

Sektion „Young Professionals“ – Platz 1: „09.01.BERKOVICH“ von Anja Ryzhkova

Jurybegründung: Eine sehr kreative und gefühlvolle Auseinandersetzung mit einem drängenden Text, der im Mittelpunkt dieses herausragenden Animationsfilms steht. Visuell an eine Punk-Ästhetik angelehnt, die seit „Pussy Riot“ assoziativ mit der Opposition gegen Putins Herrschaft in Russland verbunden ist, entwickelt die ausdrucksstarke Bildebene einen Sog, der die Zuschauer in die Geschichte hineinzieht – ebenso wie die gekonnt gesetzten Hintergrundgeräusche aus dem russischen Strafvollzug. Das wunderbare Spiel mit Vorder- und Hintergrund, die gefühlvolle Musik- und Tonmischung und ein insgesamt starkes Gesamtkonzept machen den Film zu einem künstlerisch eindrücklichen Appell gegen Autokratismus und Machtmissbrauch.



Sektion „Young Professionals“ – Platz 2: „VATER DER GURKEN“ von Birte Rauch & Samira Rehmert

Jurybegründung: Eine sehr persönliche Familiengeschichte. Ein Zeugnis von beeindruckenden Lebensentscheidungen und einer außergewöhnlichen Migrationsgeschichte – denn im Gegensatz zu dem, was im westlichen Kontext oft unter Migration verstanden wird, wandert eine deutsch-syrische Familie nach Aleppo aus und wird dort heimisch. Der dokumentarische Animationsfilm überzeugt mit seiner gefühlvollen Erzählweise, seinem reduzierten, aber ausdrucksstarken Charakter-Design und seinem Collagen-artigen Spiel mit Ebenen. Und auch die gut abgestimmte Farbgebung und eine passende musikalische Untermalung tragen dazu bei, dass „Vater der Gurken“ zu einem künstlerisch starken zeitgeschichtlichen Dokument wird.


Sektion „Kurzfilme 14 - 18 Jahre“ – Platz 1: „ENTSCHEIDEND SIND DIE MENSCHEN“ von Frieda Müller, Maarten Kißler, Jasper Vattrodt, Kaya Brockes & Sarah Isk

Jurybegründung: Ein satirischer, kurzweiliger und überaus komischer Anti-Imagefilm, der negative Zustände positiv darstellt und den Verfall einer Schule als Fortschritt verkauft. In all seiner Ironie und seinem humorvollen Sarkasmus vermittelt der Film aber auch eine ernsthafte Erkenntnis, die schon der Filmtitel andeutet: Entscheidend sind die Menschen. Diese Botschaft verleiht der Erzählung Tiefe und Gefühl, und die Menschen vor und hinter der Kamera haben gemeinsam einen unterhaltsamen wie hintergründigen Film erschaffen, der mit starken Texten, symbolreichen Bildern und einem tollen Schauspiel überzeugt. Ein großes Kompliment für diese herausragend kreative Gemeinschaftsproduktion!


Sektion „Kurzfilme 14 - 18 Jahre“ – Platz 2: „VERGISSMEINNICHT“ von Kaya Melüh

Jurybegründung: Ein bewegender Text über die kleinen Dinge, die von einem verlorenen Menschen übrigbleiben. Eine starke Inszenierung des Fehlenden: die leere Tasse, die zweite, leere Schaukel, das Feld mit Raureif, die Stille der Erinnerungsversuche beim Nachdenken. Und eine Auflösung, die überrascht und ein noch eher unbekanntes Thema in den Fokus rückt. Aber auch ohne die Krankheit „Aphantasie“ würde dieser beeindruckende Kurzfilm funktionieren und die Verlustgefühle eindrücklich darstellen – nicht zuletzt durch seine gute Kameraarbeit, seinen feinfühligen Schnitt und sein tolles Schauspiel. Ein mutiges Werk, das gleich zwei schwere Themen behandelt und in Inhalt und Form lange nachhallt.


Sektion „Kurzfilme 14 - 18 Jahre“ – Lobende Erwähnung der Jury: „K.I.“ von Julian Schreiner

Jurybegründung: Eine humorvolle wie hintergründige Auseinandersetzung mit einem Thema, das in naher Zukunft immer wichtiger werden wird. Ein Roboter erwacht mittels K.I. zum Leben, löst spielerisch die Probleme der Welt und schlägt nebenbei eine radikale Lösung gegen den Überkonsum von Medien vor. Die clevere Geschichte und starke Dramaturgie des Films werden mit schönen Bildern, einer gelungenen Vertonung und tollen digitalen wie analogen Effekten untermalt, wobei hervorzuheben ist, dass alle Film-relevanten Arbeiten – bis auf das Schauspiel – vom Filmemacher selbst durchgeführt wurden, was insbesondere im Hinblick auf sein junges Alter beeindruckt. Ein unterhaltsamer Kurzfilm eines talentierten Jungfilmers, dessen weiteren Werdegang wir gespannt verfolgen…


Sektion „Kurzfilme 19 - 27 Jahre“ – Platz 1: „WAS I EASIER TO LOVE?“ von Kaya Hansen

Jurybegründung: Ein sehr persönlicher und mutiger Film über eine junge Chinesin aus Schanghai, die mit dem Bekenntnis ihrer Liebe zu einer Europäerin bewusst mit den Rollenerwartungen ihrer Mutter und der chinesischen Gesellschaft bricht. Der sensible autobiographische Text trifft auf ausdrucksstarke Bilder und ein gefühlvolles Spiel mit Musik, kunstvoll verwoben zu einem dokumentarischen Kurzfilm, der die Intimität zwischen seiner Protagonistin und der Filmemacherin verströmt und zur Ode an die Liebe und das Leben wird. Ein bewegender, Mut machender Appell, zu unseren Gefühlen und unserem Menschsein zu stehen – gegen alle Erwartungen, die die Familie oder die Gesellschaft an uns stellt.


Sektion „Kurzfilme 19 - 27 Jahre“ – Platz 2: „FREUD“ von Ruben Leander Bühring

Jurybegründung: Ein brandaktuelles Thema. Die KI als Psychotherapeut – kann das gut gehen? Der Kurzfilm erzählt eine packende Story, die Schlupflöcher für verschiedene Interpretationen lässt und die Zuschauenden zum Mitdenken und Weiterdiskutieren herausfordert. Dabei glänzt der Film mit einer überaus gelungenen Inszenierung und Dramaturgie, mit überzeugenden Darstellern, einer starken Kamera und einem guten Schnitt-Rhytmus. Und am Ende steht eine Auflösung, die lange im Gedächtnis nachhallt. Freud 2.0 – die Zukunft ist jetzt.


Sektion „Kurzfilme 19 - 27 Jahre“ – Lobende Erwähnung der Jury: „KRISTALLKIND“ von Jasmin Dilshener

Jurybegründung: Eine beeindruckende Erzählung vom Gewinn, der aus der Akzeptanz des Verlustes erwächst – denn aus der Überwindung von Angst und Abwehr vor dem Tod entsteht eine neue Verbindung zur verlorenen Person. „Kristallkind“ visualisiert kunstvoll ein schwieriges Thema, besticht auf der Bild-, wie auf der Textebene durch seine starke Poesie und überzeugt zudem mit einem gelungenen Soundtrack, präzise eingesetzten Ton-Effekten, einem guten Schauspiel und gekonnt eingesetzten Visual Effects, die nie übertrieben wirken und gut in die Traumwelt der Erzählung führen. Insgesamt ein sehr eigenständiger und feinfühliger Kurzfilm, der zum Nachdenken anregt.


Sektion „Musikvideos“ – Platz 1: „ALLES HAT SEINE ZEIT“ von Niklas Reinfelder & Felix Finken

Jurybegründung: Eine minimalistisch inszenierte Coming-Of-Age-Story. Eine Erzählung im authentischen Retro-Look, die teils an einen Heimatfilm aus den 80ern erinnert. Ein entspanntes, wie packendes Musikvideo, in dem die Band und ihr Spiel den roten Faden in den chronologischen Stationen der Geschichte bildet. „Alles hat seine Zeit“ ist mehr, als man auf den ersten Blick denkt und besticht durch seine herausragende Kamera, sein kreatives Grading und sein starkes Location-Scouting. Die sympathisch wirkenden Darsteller*innen haben großes Identifikationspotential, die Band kann sich auf der Bildebene unaufdringlich in die Erzählung einschmiegen, und über allem schwebt eine gefühlte Erkenntnis: In der Ruhe liegt die Kraft.


Sektion „Musikvideos“ – Platz 2: „PRIMETIME“ von Jakob Wehner & Katharina Alt

Jurybegründung: Eine originelle Auseinandersetzung mit der Angst vor der Monotonie des Lebens. Die authentische Inszenierung des Musikers „Ducky T.“ nimmt uns mit auf eine existenzielle Sinnsuche im Rahmen einer „Quarterlife-Crisis“. Das düstere Setting kontrastiert ausdrucksstark und auf ironische Weise den humorvollen Songtext, der Rhythmus der Bilder harmoniert hervorragend mit dem der Musik. Das starke Schauspiel, der gelungene Schnitt und das stimmige Kostümbild machen das in Inhalt und Form herausragende Musikvideo komplett.


Publikumspreis:
„KETTENBAGGEROPA“ von Anna Sachstetter


Sonderpreis „Demokratie (er)leben“:
„ABYSS“ von Neo Klinger & Sophie Gartner


Sonderpreis Zonta-Club „Beste Regisseurin“:
„VATER DER GURKEN“ von Birte Rauch & Samira Rehmert


Sonderpreis Evonik „Regionale Helden“:
„MIMIKRY“ von Darya Julaie Dastjerdi