Preisträger*innen & Jury-Begründungen JUNG & ABGEDREHT No. 12


Young Professionals – Platz 1: „JONNA & LOUIS“ von Linda Verweyen


Ein mutiger Doku-fiktionaler Film, der ein wichtiges Thema sensibel bearbeitet und der trotz seiner sachlich-nüchternen Form aufrüttelt und berührt. Das sparsame Setting gibt seinen Aussagen besonderes Gewicht, die starke schauspielerische Leistung macht seine Handlung nahbar und authentisch und die herausragende Montage verwebt seine Erzählstränge auf kraftvolle Weise. Vor allem ist es die beeindruckende Buch- und Regieleistung, die „Jonna & Louis“ zu einem klugen und packenden Kurzfilm macht – samt einem verstörenden und wenig optimistischen Ende, das der Geschichte aber umso mehr Tiefe verleiht und lange nachhallt.


Young Professionals – Platz 2: „ENTPUPPT“ von Angelina Damm, Anna-Sophia Strittmatter & Lina Meyn

Ein stark inszenierter Puppen-Animationsfilm, der kurz und eindringlich die Dramatik des Erwachsenwerdens aufzeigt. Was als Alptraum beginnt, entpuppt sich als hintergründige Metapher über den schmerzhaften Abschied von kindlichen Lebenswelten und wird zum Appell an ein richtiges Maß an Kindlichkeit, das man auch als Erwachsener nicht ganz ablegen sollte. Das tolle Sounddesign, die gute Lichtsetzung und das liebevoll umgesetzte Bühnenbild lassen „Entpuppt“ zu einem fesselnden Erlebnis werden – samt optimistischem Ende mit Blick in die Sterne.


Kurzfilme 14 – 18 Jahre – Platz 1: „LIEBER JO,“ von Noah Bösel

Wie kann man mit einem gewaltvollen Tod des besten Freundes umgehen? Emma schreibt einen Brief, und wir erfahren Stück für Stück mehr über ihre Verbindung zu Jo und den letzten gemeinsam verbrachten Abend. Durch eine starke Parallelerzählung und stimmungsvolle, assoziative Bilder erschließt sich eine bewegende Story voller Momentaufnahmen, gelingt die Annäherung an einen nicht zu verstehenden Tod – gekonnt reduziert, fragmentarisch, dicht an der Protagonistin, ihrer Erinnerung und Verarbeitung. Seltsam leicht, gleichzeitig traurig, aber immer auf der Seite der Lebenden. Wir sehen uns!


Kurzfilme 14 – 18 Jahre – Platz 2: „RANDLEBEN“ von Lilith Jörg

Eine bewegende und vielschichtige Auseinandersetzung mit dem Thema Obdachlosigkeit, visuell stark umgesetzt in Form eines beeindruckenden Puppen-Trickfilms. Die kunstvoll hergestellte und aufwändig animierte Protagonistin wirkt überaus lebendig und irrt durch die Häuserschluchten einer realen Großstadt – isoliert, gedemütigt, verachtet. Dazwischen gestreute Realfilm-Aufnahmen von obdachlosen Personen verorten die Fiktion schonungslos in der Realität. In Verbindung mit einem dramaturgisch starken Storytelling, einem professionellen Sound-Design und einer guten Montage und Farbgebung hinterlässt „Randleben“ einen bleibenden Eindruck, verströmt zudem den rauhen Charme des „Analogen“ und ragt mit seiner handgemachten Stop-Motion-Technik weit heraus aus einem Meer von schnellen, digitalen Animationsfilm-Produktionen.


Kurzfilme 14 – 18 Jahre – Lobende Erwähnung: „DER GELDKOFFER“ von Mathilda & Fritzi Friedel

Eine gut gelaunte Stummfilmgeschichte in authentisch nachempfundener Slapstick-Ästhetik der 1920er Jahre mit viel Durcheinander und einer obligatorischen Verfolgungsjagd. „Der Geldkoffer“ überzeugt mit gutem Timing, einer tollen Montage und einer nahezu perfekt auf das Genre abgestimmten Schauspielerinnenleistung.


Kurzfilme 19 – 27 Jahre – Platz 1: „MUT ZUM ZUG“ von Felix Konhäuser

Hier wird nicht auf Godot, sondern in einem einfachen, aber umso wirkungsvolleren Setting mitten im Nirgendwo auf einen Zug gewartet. Es entfaltet sich eine philosophische wie in Teilen humorvolle Auseinandersetzung mit Realitäten im ländlichen Raum, in dem jeder vorbeifahrende Zug ein Versprechen auf Abwechslung und Veränderung bedeutet. „Mut zum Zug“ besticht durch seine gekonnt reduzierte Inszenierung, seine starke schauspielerische Leistung und sein professionelles Sound- und Farb-Design. Ein kluger, eigenständiger und überraschender Kurzfilm. Mehr davon!  


Kurzfilme 19 – 27 Jahre – Platz 2: „MÉTISSE“ von Odessa Choi

Eine schwungvolle Selbstanalyse zu Herkunft und Zugehörigkeit im Spannungsfeld der Kulturen, eine sehr persönliche autobiographische Kurz-Doku über eine gelungene Multikulti-Existenz – „Métisse“ überzeugt mit klugen, präzisen und phantasievollen Texten und eröffnet in seiner humorvoll-leichten Erzählung und collagenartigen, popkulturellen Bildsprache einen innovativen Zugang zur Identität der Autorin, der es mit ihrem mutigen und mutmachenden Film souverän gelingt, die Vorteile einer Multikulturalität unterhaltsam und nahbar zu vermitteln.

 

Musikvideos – Platz 1: „FAMOUS“ von Bianca Böhm, Faten Bouderbala, Mika Hoppe, Melina Behnert & Diana Frank

Eine von Mangas inspirierte und doch eigenständige Animation, eine leidenschaftliche Ode an die Popkultur der frühen 2000er Jahre, eine originelle Verarbeitung des Traums junger Musiker*innen vom großen Durchbruch – „Famous“ erzählt in bunten, schnellen und lustigen Bildern von einer Teenie-Band, die am Ende an den eigenen Erwartungshaltungen scheitert: Nach einem kurzen Höhenflug stürzt der Baumhaus-Proberaum krachend in sich zusammen – eine starke Metapher für den manchmal tiefen Fall von aufstrebenden Künstler*innen.  


Musikvideos – Platz 2: „TAREK & SAM“ von Fabien Lübke

Das Musikvideo besticht durch seine konsequente Trash- und Pixelromantik und das symbiotische Verweben von Bild und Musik. Auf Dächern liegend, Berlin nicht verstehend, Hamburg feiernd und dabei große Freude bereiten – und selbst beim Beef gilt: Wenn Tarek und Sam sich liebevoll streiten, freuen sich alle, auch wir! Ein buntes, assoziatives Video-Tagebuch mit überraschendem Ende.

 

 

PUBLIKUMSPREIS: „RANDLEBEN“ von Lilith Jörg

 

 

SONDERPREIS "FEMOKRATIE (ER)LEBEN": „RANDLEBEN“ von Lilith Jörg

 

 

SONDERPREIS DES ZONTA-CLUBS: „JONNA & LOUIS“ von Linda Verweyen

 

 

SONDERPREIS "REGIONALE HELDEN": "TAG 1312" von diversen Hanauer Schülern